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Rezension 777 Gebärden

Rezension zu den CD-ROMs „777 Gebärden 1 und 2“
Die 7 ist eine magische Zahl, und dreimal die 7, das muß ja dreifach magisch sein! Aber so wörtlich sollte man es nicht nehmen mit der Zahl 777. Sieht halt gut aus auf einer Titelseite! Es sind sogar mehr Gebärdenfilmchen auf den CD-ROMs, insgesamt etwa 1600. Die CDs lassen sich als digitales Gebärdenlexikon benutzen, aber auch als Lernprogramm. Die Menüführung und Bedienung ist recht einfach gestrickt – was für den Benutzer nur nützlich sein kann. Das Programm basiert auf Microsoft Access, und sämtliche Videoclips liegen im AVI-Format vor. Bei der zweiten Auflage der ersten CD sind offensichtlich auch einige Kinderkrankheiten der ersten Auflage kuriert worden. Bei uns lief sie zumindest problemlos. Und die zweite CD läuft im anschluß an die erste ohne Neuinstallation.
Die CDs erheben sicherlich keinen wissenschaftlichen Anspruch. Schwierig ist natürlich die Auswahl für einen Grundwortschatz. Wer bestimmt schon, was zum Grundwortschatz gehört? Für den Neuling sind kurze erläuternde Texte zur Gebärdensprache abrufbar, und die Gebärden sind in Kategorien gegliedert. Man kann sich individuelle Listen der zu erlernenden Gebärden zusammenstellen, und im Quiz-Modus werden nach dem Zufallsprinzip Gebärden gezeigt, die man erkennen und in der Liste anklicken muß. Über die Lernerfolge wird Buch geführt. Das alles ist natürlich recht schematisch, und es kann und soll sicherlich auch nicht Gebärdenkurse oder den Kontakt zu Gehörlosen ersetzen. Im Vergleich zu Gebärdenbüchern, in denen Bewegungsabläufe nur mit Pfeilen und Kommentaren angedeutet werden können, oder auch zu Videocassetten, bei denen man zum Auffinden bestimmter Gebärdensequenzen lange Vor- und Rücklaufzeiten in Kauf nehmen muß, ist das Medium CD-ROM aber sehr vorteilhaft. Von „offiziellen Stellen“ wie dem „Institut für Gebärdensprache…“ in Hamburg gibt es bisher nur CD-ROMs mit Fachwortschatz wie z.B. das „Lexikon für Computerbegriffe“, nicht aber einen Grundwortschatz. Insofern füllen die „777 Gebärden“ in begrüßenswerter Weise eine Marktlücke.
Die zweite CD enthält zusätzlich zu Einzelgebärden 40 Beispielsätze in DGS. Diese Sätze sind für einen ersten Einblick in die „echte Gebärdensprache“ sicherlich hilfreich. Methodisch sinnvoll ist es auch, daß die Gebärdenfilme wohl das Mundbild zeigen, aber keinen Ton haben. Man muß sich schon auf das Visuelle konzentrieren, wie die Gehörlosen selbst eben auch. Was in diesem Zusammenhang die (Firmen-?) Bezeichnung „Manual Audio Devices“ bedeutet, bleibt allerdings rätselhaft. Methodisch fragwürdig ist die laienhafte Transkription von Gebärdensätzen. Sicherlich, beim Betrachten einer DGS-Sequenz hilft es, wenn die einzelnen Gebärden in ihrer Reihenfolge schriftlich dargestellt werden. Aber ob die „Transkription“ von „Hallo, wie geht es Dir?“ zu „Hallo, Du gut?“ zur Förderung der Akzeptanz der Gebärdensprache beiträgt oder bei Gegnern nur die Vorurteile von „türkendeutsch-ähnlicher“ Primitivsprache bestätigen? Diese Tanskription hätte in geeigneterer Form erfolgen sollen.
Sieht man von solchen Schwachstellen ab, muß man anerkennend feststellen, daß beide CDs wirklich gelungen sind – als „tool“ zum Erlernen und/oder verfestigenden Üben von Gebärden und einfachen DGS-Strukturen. Der Autorin und Produzentin gebührt ob ihrer Initiative und ihres Engagements ein dickes Lob.
1999 Bernd Rehling (taubenschlag.de)
Rezension zu der CD-ROM „777 Gebärden 3“
„Wir wollen eine Republik!“ – „Ihr habt doch schon eine!“ – „Dann wollen wir noch eine haben!“
Wie in dem bekannten Zitat von Thomas Mann scheint es auf den ersten Blick auch mit den Gebärden-CDs zu sein. Es gibt doch schon zwei, und jetzt noch eine dritte? Und die Hamburger geben CDs heraus, und religiöse Gebärden, und Gebärden-CDs aus Aachen sind im Anmarsch – wo vorher Mangel herrschte, jetzt eine Inflation?
NOCH eine CD macht natürlich nur dann Sinn, wenn sie auch wirklich eine sinnvolle Ergänzung und vor allem eine qualitative Verbesserung bringt. Und für ungeduldige Leser sei es vorweg gesagt: Beides ist den Herausgebern der dritten Gebärden-CD gelungen.
Man muß sich klarmachen, daß die Serie der „777 Gebärden-CDs“ letztlich auf einer Privatinitiative basiert. Da kommt eine Dolmetscherin auf die Idee, anderen das Lernen von Gebärden per Computer zu ermöglichen. Gehörlose Freunde helfen, Gebärden auf Video aufzunehmen, der Bruder hat die nötigen Kenntnisse im Programmieren und im Umgang mit dem Computer. Das klingt alles sehr laienhaft und selbstgestrickt, sieht man aber andernorts, daß komplette Produktionen „in den Orkus“ gehen, obwohl sie von Profis produziert wurden, kann man die Leistung der „Privatinitiative“ erst richtig einschätzen.
Die drei CDs dokumentieren die Entwicklung des Projekts:
*Die erste CD hatte in der ersten Auflage noch arge Programmierfehler, die in der zweiten Auflage aber schon behoben waren.
*Die zweite CD ging über die rein lexikalische Konzeption hinaus und bezog DGS-Phrasen und Erläuterungen zur DGS-Grammatik mit ein.
*Bei der dritten CD sind einige Mängel, die bei den vorigen auftraten, beseitigt worden. So ist die Transkription der DGS-Phrasen nicht nur im fragwürdigen „Türkendeutsch“ vorgenommen worden, sondern durch die deutschen Sätze, Hintergrundinfos und Erläuterungen ergänzt worden. Und: Die dritte CD versucht nachträglich, das, was sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, unter einen Hut zu bringen und wie aus einem Guß erscheinen zu lassen. Technisch klappt das wunderbar: Von der Installation der dritten CD aus kann man zur ersten oder zweiten CD überwechseln. Es gibt ein Gesamtverzeichnis für alle drei CDs, aus dem man dann auswählen und (ggf. nach Wechsel der CD) den Begriff aufrufen kann. Dieses Verzeichnis ist logischerweise alphabetisch.
Die Kategorisierung der Begriffe, die Einordnung in Themenbereiche, ist nach wie vor laienhaft, teilweise unlogisch und hält natürlich nicht wissenschaftlichen Ansprüchen stand. Das ist aber ja auch gar nicht erforderlich. Die Zielgruppe der CDs sind schließlich nicht Linguisten, sondern hörende Menschen, die Gebärden lernen wollen. Und für die stellen die CDs eine unschlagbare Hilfe dar. Unschlagbar deshalb, weil sie die konkurrierenden Medien Gebärden-Bücher und Gebärden-Videos um Längen schlagen. Man braucht nicht zu blättern oder vorzuspulen – ein Mausklick, und sofort wird der Gebärdenfilm abgespielt.
Niemand wird bestreiten wollen, daß man Gebärden am besten in der Kommunikation mit Gehörlosen erlernt. Dafür können die CDs natürlich kein Ersatz sein. Aber einem/einer Studierenden der Gehörlosenpädagogik den guten Rat zu geben, sich „unter’s gehörlose Volk zu mischen“, um Gebärden zu erlernen, ist zwar richtig, bei den Massen von Studierenden real aber gar nicht machbar. Insofern können die CDs die Gehörlosengemeinschaft schon ein wenig entlasten.
Welche Lernmöglichkeiten bieten sich bei den CDs? Die erste Funktionalität besteht darin, ganz einfach zu stöbern, sich Gebärdenfilmchen anzuschauen und nebenher zu lernen. Im zweiten Schritt lassen sich dann individuelle Lernlisten erstellen, Begriffe etwa, die neu sind oder die man immer wieder vergißt. „Steter Tropfen höhlt dann das Hirn“ – und es entnervt keinen Lehrer. Die Geduld des Computers ist grenzenlos. Wie geht man dabei vor? Man wählt aus den verschiedenen Themenbereichen Begriffe aus und fügt sie in eine Lernliste ein. Diese Lernliste kann man abspeichern, um sie bei Bedarf wieder aufrufen zu können. Von diesen Lernlisten kann man natürlich beliebig viele anlegen. Ein Klick auf den ausgewählten Begriff in der Lernliste, und der Film läuft ab. Ein Klick auf das Fragezeichen dagegen läßt einen beliebigen Begriff aus der Lernliste als Filmchen abspielen, und man muß durch Anklicken des Wortes beweisen, daß man die Gebärde verstanden hat. Darüber wird dann auch Protokoll geführt, so daß der Lernende seinen Leistungsstand und seine Fortschritte kritisch begutachten kann.
Wie bei der zweiten CD sind 40 DGS-Phrasen hinzugefügt. Nun mag man sich fragen, wie die Auswahl dieser Sätze wohl zustande gekommen ist und wie realistisch der Satz „Ich lese im Moment viele Bücher.“ für den Durchschnittsgehörlosen ist. Und welcher Gehörlose (oder auch Hörende) stellt wohl fest: „Die Doktorarbeiten meines Kollegen lese ich ohne Interesse“? (Und wer schreibt schon gleich mehrere Doktorarbeiten?) Für einen „Langenscheidt’s Sprachführer in DGS“ wäre das wohl unsinnig. Wenn man allerdings nur ein wenig in die einzigartige Struktur dieser visuellen Sprache hineinschnuppern will, dann ist es schon fast gleichgültig, um welche Inhalte es geht. Aufbau und Gestaltung einfacher Sätze inklusive Mimik und Körpersprache lassen sich so auf einmalige Weise unter die Lupe nehmen. Und das auch im wahrsten Sinne des Wortes, da bei der dritten CD eine Zeitlupenfunktion eingebaut wurde.
Installation, Benutzerführung und Handhabung der CDs sind so übersichtlich und einfach, daß auch ein Computerlaie damit spielend fertig wird. Und ein Gerät oder ein Programm ist umso besser, je dünner die Bedienungsanleitung ist. Für diese CDs braucht man eigentlich keine!
Sicherlich: Nobody is perfect, und alles läßt sich noch verbessern. Für meinen Geschmack ist der permanente Loop-Modus der Filme störend. Die Filme laufen mit ständiger Wiederholung, und wenn man genug hat, muß man halt die Stop-Taste anklicken. Nun ist dieser Modus sicherlich derjenige, der von den meisten bevorzugt wird. Aber schön wäre es schon, wenn man die Grundeinstellung vorab selber vornehmen könnte. Angenehm wäre es auch, wenn man nach der Auswahl eines Begriffes aus der Gesamtliste nicht die CD wechseln müßte. Das wird sich aber erst dann vermeiden lassen, wenn die CDs (und evtl. noch weitere) zu einem echten Gesamtwerk verschmolzen und auf DVD gebrannt werden. Zukunftsmusik? Sicher, alles nur eine Frage der Zeit!
Die anfängliche Frage „Ich hab doch schon zwei, wozu dann noch die dritte?“ läßt sich so beantworten: Löschen Sie die Installationen der ersten beiden CDs und installieren Sie statt dessen die dritte. Dann haben Sie nicht nur eine wertvolle Ergänzung, sondern auch eine Übersicht (samt Suchfunktion) über alle drei CDs – und zudem eine merkliche Qualitätssteigerung.
1999 Bernd Rehling (taubenschlag.de)