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Neuerscheinung: „Diagnose hörgeschädigt“
Erste Rezension zur Neuerscheinung:
Diagnose hörgeschädigt
Das hätten wir schon eher brauchen können: Ein Mutmach-Buch für Eltern. Für Eltern, die am Abgrund, vor dem tiefen schwarzen Loch stehen, oder vielleicht schon hineingefallen sind. Ihnen hilft sicher nicht ein Schulterklopfen und ein „Wird schon werden!“ – nein, sie brauchen Hilfestellungen, handfest, mit neutralen Informationen und vor allem auch mit Mitgefühl.
Um beides bemühen sich Karin Kestner und Olaf Fritsche. Nun sind beide nicht Betroffene im dem Sinne, dass sie Eltern hörgeschädigter Kinder wären. Sie sind nicht einmal selbst hörgeschädigt. Muss ja auch nicht sein. Wissen kann sich jeder aneignen. (Als Wissenschaftsjournalist hat Dr. Olaf Fritsche da schon ein wenig Übung.) Und Mitgefühl kann man entwickeln, wenn man sich in die Gruppe hineinbegibt, über die man schreibt. Das haben beide Autoren getan. Karin Kestner als Dolmetscherin und Herausgeberin von CDs und Büchern. Sie wird von vielen Eltern als Anlaufstelle genutzt, wenn sie ihre Sorgen und Nöte loswerden wollen und Ratschläge brauchen. Gut, dass beide Autoren weder Mediziner noch Pädagogen sind. Diese Fachleute laufen Gefahr, das Thema Hörschädigung aus ihrem Blickwinkel einseitig zu betrachten. Viele von ihnen haben keinen oder nur wenig Bezug zur Lebensrealität hörgeschädigter Menschen. Auf die verweisen die Autoren permanent, sind von daher auch jederzeit bereit, einen Schritt zurück zu tun, um den „wahren Experten“, den Betroffenen nämlich, den Vortritt zu lassen.
Der Titel des Buches trifft genau ins Schwarze. Das ist oft der Tiefpunkt für Eltern, wenn sie unumstößlich die Diagnose hören: Ihr Kind ist hörgeschädigt. Dass dieses Einknicken, oft sogar das Versinken in Depressionen, etwas völlig Normales ist – das muss einem erstmal gesagt werden. Und das muss man erst einmal akzeptieren. Der Weg heraus aus diesem Tal der Tränen ist nicht einfach. Da kann man schon Hilfe gebrauchen. Hilfe, die verdeutlicht, dass der Tiefpunkt nicht der End- sondern ein Wendepunkt ist. Schwer vorstellbar, dass man mit einem tauben Kind fröhlich und glücklich sein kann. Klar, vieles ist anders, als man es sich vorgestellt hat. Normal ist das ja nicht, egal, ob das Kind nun ein CI oder Hörgeräte bekommt oder ob es – und mit ihm die ganze Familie – die Gebärdensprache erlernt. Aber was ist schon „normal“? Andersartigkeit kann so herzerfrischend und schön sein!
Natürlich kann man einen so tief greifenden Bewusstseinswandel nicht mit der Lektüre eines Buches bewirken. Aber das Buch kann Impulse geben. Es kann Optionen aufweisen, unterschiedliche Wege aufzeigen. Im Gegensatz zu vielen ärztlichen und pädagogischen Ratgebern ist dieses Buch jedoch nicht ein Wegweiser, der nur in eine Richtung zeigt. Es versucht, so neutral wie nur irgend möglich Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien und Philosophien darzustellen. Entscheiden müssen die Eltern dann. Aber eben ohne Druck, ohne Vorurteile, ohne Schuldgefühle!
Die Informationen, die vermittelt werden, reichen vom Medizinischen über das Technologische, Soziologische, Linguistische bis hin zum Pädagogischen. Das klingt jetzt alles furchtbar wissenschaftlich. Betroffene Eltern wollen zwar umfassend informiert werden über die Dinge, mit denen sie bisher nichts zu tun hatten und die jetzt für sie zum Mittelpunkt des Weltgeschehens geworden sind, aber Wissenschaftliches muss leicht verständlich dargestellt werden. Genau das ist den Autoren hervorragend gelungen.
Insofern hätte das Buch auch den Titel „Wie sag ich’s meinen Eltern?“ haben können. Oftmals können Hörgeschädigte erst als Erwachsene ihren Eltern mitteilen, was sie ihnen eigentlich schon als Kind hätten sagen wollen. Der zentrale Punkt nämlich: „Nehmt mich doch bitte so, wie ich bin!“ Oder: „Es ist OK, taub zu sein!“ Klar brauchen Eltern Kenntnisse über alles, was irgendwie die Hörschädigung und das eigene Kind betrifft. Die vermittelt das Buch vorbildlich. Aber was noch wichtiger ist: Es zeigt den Weg auf zur Gemeinschaft der Hörgeschädigten, ermutigt zur Kontaktaufnahme und zur Akzeptanz. Bevor auch Sie als Eltern sagen: „Das hätte ich vorher wissen sollen!“ sollten Sie dieses Buch lesen. Nicht wie einen Roman von vorn bis hinten, sondern eher wie ein Lexikon. Bei manchen Kapiteln werden Sie aber bestimmt „hängen bleiben“ und dann doch fortlaufend lesen. –
Bestellen können Sie das Buch bei www.kestner.de.
Bernd Rehling – www.taubenschlag.de